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60 Jahre BDVT. Braucht es einen Berufsverband für Training, Beratung und Coaching?

60 Jahre BDVT. Braucht es einen Berufsverband für Training, Beratung und Coaching?

Der Berufsverband für Training, Beratung und Coaching (BDVT) feiert im Oktober sein 60 jähriges Bestehen. Das haben wir uns zum Anlass genommen uns die Fragen zu stellen: Braucht es eigentlich einen Berufsverband für Training, Beratung und Coaching und was sind die aktuellen Themen für Trainer:innen, Berater:innen und Coaches und welche Herausforderungen kommen in Zukunft auf diese zu?

60 Jahre BDVT. Der Berufsverband für Training, Beratung und Coaching mit Sitz in Köln feiert im Oktober ein wichtiges Jubiläum. Wir nehmen dies zum Anlass die amtierende Präsidentin Jennifer Frank-Schagerl und die beiden Ehrenpräsidenten Hans A. Hey und Stephan Gingter zu interviewen und ihnen ein paar Fragen zur Bedeutung des Verbandes damals wie heute zu stellen und der Frage auf den Grund zu gehen: Wofür braucht es eigentlich den Berufsverband? Und welche Herausforderungen kommen in Zukunft auf Trainer:innen, Berater:innen und Coaches zu?

In deiner Ära als Präsident:in – was waren/sind da die größten Herausforderungen für Trainer:innen, Berater:innen und Coaches?

Hans: Während meiner Präsidentschaft von 1996 bis 1998 war die größte Herausforderung die Konkurrenz durch Motivations-Gurus, die mit Showeffekten wie Feuerlauf und Dumpingpreisen kurzfristige Erfolge versprachen. Diese lockten Teilnehmer mit Billigangeboten, um anschließend teure Kurse zu verkaufen. Der BDVT setzte sich in einem intensiven medialen Schlagabtausch erfolgreich dafür ein, dass nur nachhaltige Ausbildungskonzepte echte Verhaltensänderungen bewirken können. Letztlich gelang es uns damals, den Boom dieser Veranstaltungen zu brechen und seriöses Training zu etablieren – darauf bin ich bis heute stolz. Wenn auch jetzt wieder ähnliche Tendenzen am Coachingmarkt zu bemerken sind durch marktschreierisches Online-Marketing.

Stephan: Das waren einige während meiner Präsidentschaft von Mai 2014 – Mai 2024. 2014 rückläufige Honorare und wirtschaftlicher Druck, 2018 die schwierige Positionierung kleiner Anbieter gegenüber großen Bildungsanbietern, 2019 der wachsende Wettbewerb durch Plattformen wie Coachhub, 2020 der Corona-bedingte Stillstand mit der Notwendigkeit, Geschäftsmodelle komplett neu zu denken, und seit 2022 eine wirtschaftlich und politisch unsichere Zeit. Diese Entwicklungen haben den Markt nachhaltig verändert und erfordern ständige Anpassung und Innovation.

Jenny: Aktuell liegen die größten Herausforderungen sicherlich in der weiterhin angespannten wirtschaftlichen Lage, dem Druck, nachhaltige Standards im Training zu etablieren, und den rasanten Veränderungen durch künstliche Intelligenz. Für gut ausgebildete Coaches ist es das Abgrenzen von unseriösen Anbieter:innen, die sich von lautem Online-Marketing schnelles Geld versprechen.

Was hat der BDVT in deinen Augen in deiner Zeit für seine Mitglieder und generell für Trainer:innen, Berater:innen und Coaches erreicht?

Hans: Neue Qualitätsstandards wurden etabliert. Berufsbilder und Honorarempfehlungen wurden neu entwickelt. Wir konnten den Frauenanteil im Verband erhöhen, auch akademisch gebildete Persönlichkeiten wurden immer mehr. Fortschrittliche Bildungsangebote für die Mitglieder wurden verstärkt angeboten und von den Mitgliedern rege genutzt.

Stephan: Dem BDVT ist es in den letzten zehn Jahren gut gelungen, sich als Qualitätsgeber in der beruflichen Weiterbildung zu positionieren.
Die BDVT-Akademie wurde auf sehr gut gelegten Wurzeln zeitgemäß weiterentwickelt und für Wachstum vorbereitet, qualitativ hochwertig ausgerichtet und wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt.
Wir konnten dem Berufsstand – insbesondere während COVID-19 – eine politische Stimme geben.
Wir haben die Verbindung zu anderen Verbänden deutlich ausgebaut, um ein größeres Netzwerk für alle zu schaffen. Mit der Weiterentwicklung der Honorarempfehlungen unterstützen wir unsere Spezies bei selbstbewussten Preisverhandlungen.

Jenny: Mit unserer neu programmierten Expert:innen Datenbank vernetzen wir unsere Mitglieder noch besser mit der Wirtschaft. So werden sie von Personaler:innen leichter und passgenauer gefunden. Eine Win-Win Situation für beide Seiten.

Worin siehst du generell die größten Errungenschaften des BDVT bisher?

Hans: Die weitreichendste Errungenschaft war gewiss am 3.-4. Oktober 1964 die Gründung des “Bund Deutsche Verkaufsförderer und Verkaufstrainer. Seitdem ist viel passiert. Angefangen mit dem Ziel, den Berufen des Verkaufsförderers und Verkaufstrainers Anerkennung zu verschaffen, hat er sich kontinuierlich weiterentwickelt. Heute bietet der Verband ein starkes Netzwerk über die Grenzen Deutschlands hinaus, unterstützt durch Regionalkreise und Fachgruppen. Der BDVT war stets Vorreiter bei Zukunftsthemen seit 1970 wie Kybernetik, EDV-gestützten Methoden und neuer Hirnforschung. Mit Initiativen wie dem Europäischen Trainingspreis, der Gründung der BDVT-Akademie und der Einführung von Qualitätssiegeln setzt er Maßstäbe in der Branche. Auch in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie stand er seinen Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite und engagierte sich mit sozialen Hilfsaktionen.

Stephan: Eine der größten Errungenschaften ist es, Gleichgesinnten eine berufliche Heimat zu geben, deren Interessen nach innen und außen selbstbewusst zu vertreten und den Rollen Trainer:in, Berater:in und Coaches in Politik und Wirtschaft eine Stimme zu geben. In den letzten Jahren haben wir dies insbesondere durch den Fokus auf die Qualität in der Weiterbildung umgesetzt.

Jenny: Dass der BDVT für Qualität in der Weiterbildung steht, hat sich über die Jahrzehnte in den Köpfen manifestiert. Dadurch freuen sich unsere Mitglieder über eine gute Reputation und eine hohe Glaubwürdigkeit am Markt. Das schafft der BDVT auch durch die große Zahl an Weiterbildungsveranstaltungen, die er jährlich für seine Mitglieder organisiert, die dadurch am Puls der Zeit bleiben.

Warum hat es zu deiner Zeit einen Berufsverband wie den BDVT gebraucht und warum braucht es ihn heute noch?

Hans: Ich glaube die Frage warum es in meiner Zeit einen Verband wie den BDVT gebraucht hat und es ihn heute noch braucht beantwortet sich durch meine Ausführungen weitgehend selbst. Nie war er so wertvoll wie heute unser BDVT.

Stephan: Diese Frage haben wir immer und immer wieder diskutiert. Die eine Antwort gibt es nicht, da der Nutzen eine individuelle Wahrnehmung der Leistungsangebote eines Berufsverbandes ist. Aus meiner Sicht braucht es einen Berufsverband (und es braucht nicht nur einen, sondern viele), um jeder Person eine individuelle Lösung zu bieten: für die eigene Weiterbildung, für den kollegialen Austausch, für Tipps und Infos und für eine berufsständische Vertretung. Daran ändert sich nichts.

Jenny: Qualitätsstandards, Rollenbilder, Honorarempfehlungen, Weiterbildungsangebote, Vernetzung. Das war alles schon da als ich in den Verband eingetreten bin und Gründe für mich, mich einem Berufsverband anzuschließen. Heute zählt für mich aber auch der rasante Wandel der Berufswelt zu einem der wichtigsten Gründe hier gut vernetzt zu sein und immer am Ball zu bleiben.

Wo siehst du aus deiner Perspektive die größten Herausforderungen für Trainer:innen, Berater:innen und Coaches in Zukunft?

Hans: Diese Frage fordert den Blick in die Glaskugel. Einige Tendenzen zeichnen sich jedoch ab. Die Budgets für Weiterbildung und Training werden aus Sparzwang kritischer mit Blick auf das Preis- Leistungsverhältnis unter die Lupe genommen. Messbare Ergebnisse müssen nachgewiesen werden. Trainingserfolge sollen in immer kürzeren Zeiten erreicht werden. Training muss mit der Praxis verbunden werden und der Trainingserfolg auch durch Online-Training und einen Mix von Selbstlern-Instrumenten ergänzt werden. Eine Bereitschaft für ständigen Wandel und Weiterbildung ist daher gefragt. Alles gute Gründe für eine Mitgliedschaft in einer starken Gemeinschaft wie unserem BDVT.

Stephan: Mit einem hohen Qualitätsanspruch und einer für Kundinnen und Kunden gelebten Qualität sind die meisten Herausforderungen lösbar. In wirtschaftlich wie politisch unsicheren Zeiten kommt es auf eine noch engere Kundenbindung im Sinne des Customer Lifecycles an. Geschwindigkeit in der Anpassung der Leistungen und der Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden ist ebenso wichtig wie die Rollenvielfalt insgesamt und die -klarheit im Einzelfall. So gewappnet kann sich die Gemeinschaft der Kolleginnen und Kollegen den Herausforderungen – auch bei wachsenden Vermittlungsplattformen – gut stellen.

Jenny: Die Zukunft wird nachhaltiger, diverser und immer schneller.
Nachhaltigkeit: Unternehmen verlangen immer mehr Nachweise von Trainer:innen, Berater:innen und Business-Coaches wie sie selbst Nachhaltigkeit leben. Stichwort Nachhaltigkeitsstrategie.
Diversität: Von nationalen und kulturellen Identitäten, über Geschlechtsidentitäten, sexueller Orientierung bis hin zu diversen Ernährungsgewohnheiten. Diversität wird immer selbstbewusster gelebt. Damit wird der Umgang mit Vielfalt in Seminargruppen zum Standard.
Rasanter vor allem technischer Wandel:
Die KI-Tools, die heute hilfreich sind, sind morgen schon wieder überholt. Sichtbarkeit in Online-Medien ist zum Muss geworden, doch auch da wandeln sich Algorithmen oder die Beliebtheit bestimmter Social Media Plattformen.
Es braucht ein mutiges Zukunftsmindset, Freude am Gestalten und Ausprobieren, eine positive Fehlerkultur und dennoch den hohen Anspruch immer höchste Qualität liefern zu wollen. Als Berufsverband unterstützen wir bei all diesen Herausforderungen etwa mit unserem Kurs zum Erarbeiten der Nachhaltigkeitsstrategie, Keynotes und Panels zum Thema Diversity bei unseren Jubiläumsveranstaltungen oder mit unserer Fachgruppe KI. Was unsere Mitglieder beschäftigt, beschäftigt auch uns. Damals, heute und in Zukunft!

Jennifer Frank-Schagerl: amtierende Präsidentin seit Mai 2024
Stephan Gingter: Präsident 2014 bis Mai 2024 – seit 2024 Ehrenpräsident
Hans A. Hey: Präsident 1996 bis Mai 1998 – seit 1999 Ehrenpräsident

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